fOLIUM.
10 Jahre fOLIUM

Zeitungsmacher wissen mehr !?

Zehn Jahre fOLIUM - es gibt wohl manchen von uns Ehemaligen, die mit diesem Jubiläum nicht gerechnet haben. In ehrenamtlicher Arbeit ein Magazin wie das fOLIUM zu erstellen ist zu jeder Zeit eine Leistung, in Zeiten wie unseren eine besonders schwierige. Studierende sind mehr denn je auf Nebeneinkommen angewiesen, was die Zeit für ehrenamtliches Engagement begrenzt. Selbst Zeitungen wie ‚Die Woche' zerschellen am eingebrochenen Anzeigenmarkt. Die Möglichkeiten sich zu engagieren, aber auch die Möglichkeiten sich zu informieren sind breiter gefächert, als noch vor 10 Jahren. Damals, genauer schon im Sommersemester 1991, erschien einigen Mitgliedern der Fachschaft Jura an der Kieler Uni die Fachschaftszeitung CAU§A in ihrer Form nicht mehr zeitgemäß. Man wollte ein neues Blatt - moderner, auflagenstärker und mit dem PC layoutet. Damit sich der Aufwand auch lohnen und mehr Studierende angesprochen würden, entstand die Idee mit den Vertretern der WiSo-Fakultät zusammenzuarbeiten. Nach einiger Überzeugungsarbeit und Mitgliederwerbung fand im November 1991 die erste Redaktionssitzung in Kiel statt. Die erste Hürde die es zu nehmen galt, war dem Kind einen Namen zu geben. Viele Ideen wurden diskutiert, bis die Entscheidung feststand: f o l i u m (lat. 'das Blatt') sollte sein Name sein. Und so geschah es. Die Zielgruppe der ersten Stunde stand fest - alle Studierenden der Rechts- und Wirtschaftwissenschaftlichen Fakultät. Klar war auch, daß das fOLIUM mehr sein sollte als nur das Sprachrohr der Fachschaften. Vielmehr sollte es allen aktiven Studierenden die Plattform bieten, an die Öffentlichkeit zu treten. Im Gegensatz zu den bundesweit vertriebenen Unimagazinen, sollte es vor allem auch den Bezug zur eigenen Uni und zur Unistadt herstellen. Im Januar 1992 war es dann schließlich soweit: die Erstausgabe des "fOLIUM - Das Magazin für WiSo- und Jura-Studenten" lag vor. Irgendwann fiel eine Ausgabe zeitungsbegeisterten Hamburger Jurastudenten in die Hände und baten um Beratung bei der eigenen in Planung befindlichen Zeitschrift. Statt dessen aber kam man überein, daß es ebenso spannend wäre, ein Magazin für Kiel und Hamburg herauszugeben. Hierbei sollte jede Stadt ihren Lokalteil bekommen und für beide Städte interessante Artikel sollten einen gemeinsamen überregionalen Teil bilden. Als Ergebnis dieser Idee wurde im März 1993 der aus beiden Redaktionen hervorgehende Verein "fOLIUM - Studenteninitiative für Medienarbeit" gegründet und eingetragen. Im Juni desselben Jahres erschien die erste gemeinsame Ausgabe Hamburg/Kiel. Mit der Gründung des Vereins vollzog sich die Loslösung von den Fachschaften. Als Folge der Eigenständigkeit suchte man verstärkt nach neuen Mitgliedern und beschränkte sich hier nicht mehr auf die klassische Zielgruppe, sondern öffnete sich intern allen Fachbereichen. Auch Germanisten, Anglisten oder Sinologen recherchierten, schrieben und organisierten jetzt mit. Das fOLIUM wuchs und mit ihm der eigene Anspruch, und so war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis zur Entscheidung, das fOLIUM auch in seiner Zielgruppe allen Studierenden zu öffnen. Im Dezember 1995 war es dann soweit, das erste "fOLIUM - das Studentenmagazin der Universitäten Kiel und Hamburg" kam auf den Campus. Heute erscheint das fOLIUM-Magazin zweimal pro Semester, erstellt von Studierenden aller Fachbereiche für Studierende aller Fachbereiche. Leider ist das Hamburger Engagement über die Jahre eingeschlafen und so ist das fOLIUM dieser Tage "das Studentenmagazin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel". Neben dem eigentlichen Magazin brachten die verschiedenen Generationen von fOLIUM-Machern auch immer wieder neue Spielformen hervor. Zeitweise erschien das fOLIUM einmal im Jahr als "Jura-Spezial". Das Resultat des Bestrebens nach mehr Aktualität waren über mehrere Jahre die in unregelmäßigen Abständen publizierten "fOLIUM-NEWS", ein vierseitiger Ableger im Format DIN B 4. Schließlich ging das fOLIUM 1998 unter www.folium.de online. Mit seinen Redakteuren hat auch der Stil des fOLIUM sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Während am Anfang noch ellenlange, akademische Bleiwüsten sich im Heft ausbreiteten und die Schwerpunkte im Bereich Wirtschaft und Recht lagen, waren spätere Artikel komprimierter. Inhaltliche gab sich das fOLIUM mal mehr politisch-gesellschaftlich relevanten Themen hin, mal ging der Trend mehr Richtung Lifestyle. Manchmal glückte auch die Kombination. Ob bunt oder in dezenten Grautönen war meist eher eine Frage der Finanzen, als der Intention. Unbestrittene Highlights waren sicher die Promi-Interviews, etwa mit Heide Simonis, Ignatz Bubis, Wolfgang Schäuble oder aber auch mit Feridun Zaimoglu, den Toten Hosen und Udo Jürgens. Doch gerade auch die vielen Praktikums-, Auslands- und Reiseberichte, die Vorstellung von Professoren und Projekten an den beiden Universitäten und vor allem die wortreichen Kämpfe für und gegen Studienreformen haben die Idee vom fOLIUM ideal umgesetzt. Die Aktivitäten des fOLIUM haben sich aber nicht nur auf die Zeitungsarbeit beschränkt. Besuche bei Gruner+Jahr, Johannes-B.-Kerner oder delta radio wurden organisiert, ebenso Seminare zum Medienrecht und zur Medienarbeit. Es gab Vorträge zum Maastricht-Vetrag, zum Recht auf Rausch, zum Traumberuf Journalist u.a.. 1998 und 1999 wurde mit der MediaContact die bunte Welt der Medienmacher zur Medienkontaktmesse auf den Campus der CAU geholt. Und natürlich fiel bei der vielen Arbeit auch jede Menge Spass ab , insbesondere auf den Redaktionswochenenden in Sehlendorf oder Gudow sowie den Joint-Ventures Partys. Jeder, der beim fOLIUM im Laufe der 10 Jahre mitgemacht hat, wird gemerkt haben, dass es nicht nur eine zeitaufwendige, sondern mitunter auch nervenzermürbende Beschäftigung war. Über Form, Inhalt und Gestaltung einer Zeitschrift lässt sich trefflich streiten. Minuten- und auch stundenlang. Besonders schlaue Kommentare von allwissenden Kommilitonen sorgen darüber hinaus immer wieder für gequälte Gesichter. Dennoch haben wohl zumindest all jene, die es etwas länger ausgehalten haben, gelernt dass Teamwork mehr als ein Wort sein kann und dass Teamwork Spass machen kann. Jeder der beim fOLIUM gelernt hat mit schwierigen Zeitgenossen, abweisenden Werbekunden, dem Druck des Studiums im Nacken, vertauschten Seiten beim Drucker, chronischen Finanzsorgen und vielem mehr fertig zu werden, hat für sein Leben gelernt. Und wenn der Autor dieser Zeilen in einem nostalgisch verklärtem Rückblick auf fünf Jahre Mitarbeit beim fOLIUM schaut, möchte er am liebsten all jene Momente der Frustration, der Verzweifelung und der geistigen wie körperlichen Erschöpfung noch einmal erleben - vor allem aber jenes unbeschreibliche Gefühl der Befriedigung und der Freude, wenn er ein neues, druckfrisches fOLIUM in den Händen hielt.